Holzfaserdämmstoffe

In Zeiten, in der das Heizen immer teurer wird, sind wir beim Wohnen auf eine ausreichende Wärmedämmung angewiesen. Gerade jetzt ist eine gute Dämmung entscheidend.

Doch Dämmstoffe, wie Mineralfaserdämmwolle, sind schon lange überholt. Der Umweltfaktor spielt eine immer größer werdende Rolle.

Holzfaserdämmwolle wird immer beliebter. Warum genau diese Dämmstoffart sowohl für den winterlichen, als auch für den sommerlichen Wärmeschutz perfekt ist, was für Verfahrensarten es dafür gibt, was für Vor- und Nachteile sie beinhaltet und wo die Dämmung alles eingesetzt werden kann – all das klären wir in den kommenden Zeilen.

Herstellung

Selbst Massivholz hat bereits ein gutes Wärmedämmvermögen. Wird die Porigkeit durch Zerfasern des Holzes erhöht, so entsteht dabei ein leistungsstarker, mit einem geringeren Energieaufwand hergestellter Dämmstoff.

Holzfaserdämmstoffe bestehen aus Nadelhölzern, was den Vorteil mit sich bringt, dass Nadelhölzer eine hohe Verfügbarkeit aufweisen und die Dämmplatten in Verhältnis eine hohe Festigkeit aufweisen.

 

Zwei Herstellungsverfahren

Das Nassverfahren

Im Nassverfahren von Holzfaserdämmplatten werden die holzeigenen Bindekräfte benutzt, indem das Holz durch thermo-mechanische Verfahren zu Fasern aufgeschlossen, und anschließend der Faserkuchen unter Hitze

zum Abbinden gebracht wird.

 

Dabei gelangen Hackschnitzel in eine Zerfaserungsanlage, die im Anschluss mit Wasser zu Brei vermischt werden. Bei einzelnen Produkten werden harz- oder bitumenhaltige Zusatzmittel hinzugefügt, um die Festigkeits- und wasserabweisenden Eigenschaften zu verbessern.

Die aufgeschlämmten Fasern werden vorab in Bütten zwischengelagert und danach zu einem Faserkuchen geformt. Im Anschluss wird der Großteil des Wassers mit einer mechanischen Presse ausgepresst und der Faserkuchen wird auf Länge geschnitten. Die Holzfaserdämmplatten werden nun zwischen 160 – 200 °C getrocknet und weitergehend auf Format geschnitten, profiliert, konfektioniert und bei größeren Dämmplattendicken schichtverlebt.

 

Das Trockenverfahren

Im Trockenverfahren gibt es zwei unterschiedliche Produktionsabläufe.

 

Für formstabile und druckbelastbare Holzfaserdämmplatten gelangen die Hackschnitzel nach der Zerfaserung in einen Fasertrockner, um für den Verklebungsprozess die notwendige Restfeuchte zu entziehen und werden anschließend in einem Sprühkanal bzw. -turm mit dem Bindemittel benetzt. Im weiteren Verfahren werden die Fasern ausgestreut, auf die gewünschte Plattendicke gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet.

 

Wenn flexible Holzfaserdämmplatten hergestellt werden, so werden die Holzfasern nach der Trocknung durch einen Stromrohrtrockner mit textilen Bindefasern vermischt.

Die Mischung wird nun über eine Formstraße zu einem endlosen Strang geformt und anschließend gepresst. Die Mantelflächen der Fasern werden durch das Zugeben von Heißluft zum Teil aufgeschmolzen. Durch das anschließende Abkühlen entsteht eine feste, aber flexible Fasermatte.

 

Hitzeschutz

Vor allem Bauphysikalisch hat die Holzfaserdämmung viel zu bieten!

Da die Behaglichkeit des Menschen in Bezug auf die Raumtemperatur nur zwischen 19°C und 23°C als „behaglich“ gilt, ist der Hitzeschutz ebenso wichtig, wie der Wärmeschutz.

 

Holzfaserdämmstoffe bieten optimale Voraussetzungen auf die Aspekte, die ein Hitzeschutz voraussetzt.

Sie weisen hohe Wärmespeicherkapazitäten auf, d.h. die Wärmeenergie kann zum Großteil von dem Dämmstoff aufgenommen werden und gelangt somit nicht in den Innenraum.

Es gibt lange Phasenverschiebungen, d.h. tagsüber erreicht die Wärme gar nicht erst in die Innenseite des Bauteils.

Kleine Temperaturamplitudenverhältnisse dämpfen die Wärmewelle im Tagesverlauf so stark, dass diese an der Innenseite des Baustoffes kaum noch messbar sind.

 

Wird beispielsweise ein Dachgeschoss mit Holzfaserdämmung anstelle von leichten, mineralischen Dämmstoffen gedämmt, so werden die Übertemperaturgradstunden (Zeiträume mit einer Raumlufttemperatur von mehr als 26°C) um bis zu 40% gesenkt.

 

Schallschutz

Die Holzfaserdämmung weist durch ihr sehr hohes Raumgewicht und die poröse Faserstruktur eine hohe schallabsorbierende Wirkung auf.

 

Brandschutz

Holzfaserdämmstoffe werden hinsichtlich ihres Brandverhaltens wie gewachsenes Nadelholz als „normalentflammbar“ eingestuft.

Im Brandfall verzögern die Bauteile aufgrund ihrer hohen Wärmespeicherkapazität den Temperaturdurchgang durch das Bauteil stark.

Des Weiteren bildet sich eine ausgeprägte Verkohlungsschicht, bei dem der Abbrand des Dämmstoffes gehemmt wird und für eine lange Volumenbeständigkeit im Bauteil sorgt.

Anders wie bei mineralischen Dämmstoffen zeigen Holzfaserdämmungen bei direktem Beflammen kein Schmelzen oder Abtropfen auf.

 

Anwendungsbereiche

Durch die unterschiedlichen Verfahrenstechniken können Holzfaserdämmplatten vielseitig für Wand-, Dach- und Bodensysteme verwendet werden.

Von Unterdeckungen und Aufsparrendämmungen im Dachbereich bis hin zu allen Dämmanwendungen im Wandbereich, Dämmung von Installationsebenen, sowie im Bereich Decken und Dämmung der oberen Geschossdecke.

Des Weiteren ist der Baustoff als tritt- und raumschalldämmende Unterlage einsetzbar, aber auch als direkt verputzbares Dämmelement für Wärmedämmverbundsysteme.

 

Fazit

Ein nachhaltiger Baustoff mit sommerlichem Hitzeschutz und winterlichem Wärmeschutz, sowie hervorragende Bedingungen für Schall- und Brandschutz.

Wer also Heizkosten in Zukunft sparen will und auch im Sommer ein angenehm kühles Innenraumklima bevorzugt, der macht mit Holzfaserdämmstoffen auf keinen Fall etwas falsch.

Ein Baustoff, der vielseitig einsetzbar ist und alle technischen Anforderungen gewährleistet, die ein Dämmstoff aufweisen muss.

 

 

Literaturnachweis:

Informationsdienst Holz (2021). Holzfaserdämmstoffe: Holz Handbuch, Reihe 4, Teil 5, Folge 2 (5. Auflage). VDNR.